Appetitlosigkeit: Ursachen und wie Sie Ihr Hungergefühl zurückerlangen

Mögliche Gründe, warum Sie keinen Hunger verspüren und Tipps, wie Sie ihren Appetit verbessern können.
Appetitlosigkeit: Mögliche Ursachen und wie Sie Ihr Hungergefühl zurückerlangen können

Viele Faktoren können eine Appetitlosigkeit auslösen. Alter, Medikamente, zugrunde liegende psychische oder physische Gesundheitszustände oder vorübergehende Ursachen wie z.B. ein Magenvirus können das Hungergefühl beeinflussen. Lang anhaltende Appetitlosigkeit könnte auch auf ein längerfristiges Problem hinweisen.

Appetit bedeutet Lust und Verlangen, etwas (Bestimmtes) zu essen. Er bezieht sich auch darauf, wie viel oder wie oft jemand essen möchte. Der Appetit stimmt nicht immer mit der Menge an Nahrung oder Nährstoffen überein, die der Körper wirklich braucht.

Sie können Ihren Appetit steigern, indem Sie Ihre Ernährung oder Ihren Lebensstil ändern, je nach Ursache.

Symptome von Appetitlosigkeit

Sie leiden an Appetitlosigkeit, wenn Sie nie Hunger verspüren. Die Gründe sind vielfältig und das Gefühl kann sich je nach Ursache unterschiedlich anfühlen.

Eine Appetitlosigkeit kann sich mit folgenden Symptomen bemerkbar machen:

  • kein Hungergefühl verspüren
  • kein Verlangen zu essen
  • Blähungen, Schmerzen oder andere Symptome, die das Essen unangenehm machen
  • Übelkeit bei dem Gedanken an Essen

Die Folgen von Appetitlosigkeit und damit verbundener reduzierter Nahrungszufuhr können ungewollter Gewichtsverlust, Müdigkeit sowie Nährstoffmangel sein.

Ursachen von Appetitlosigkeit

Verschiedene Gründe im Leben eines Menschen können zu einem verminderten Hungergefühl führen.

Psychologische Ursachen

Die psychische und emotionale Gesundheit hat einen grossen Einfluss auf den Appetit. Viele Menschen, die sich gestresst fühlen, verlieren ihren Appetit. Tritt Stress häufig auf oder wird er chronisch, kann die Appetitlosigkeit länger andauern.

Eine Studie (2018) konnte jedoch feststellen, dass stressbedingtes Essen vielmehr mit Über- und nicht mit Unterernährung einhergeht, wenn kalorienreiche Lebensmittel leicht verfügbar sind.

Folgende psychischen Erkrankungen können ebenfalls zu Appetitlosigkeit führen:

  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Trauer und Traurigkeit
  • Substanzkonsumstörungen (z.B. Kokain-Sucht)
  • Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie

Körperliche Ursachen

Auch körperliche Erkrankungen können den Appetit mindern. Vorübergehende Krankheiten wie Grippe oder Erkältungen können vorübergehend zu Appetitlosigkeit führen. Nach Abklingen dieser Krankheiten kehrt der Appetit in der Regel wieder auf ein normales Niveau zurück.

Hält eine Appetitlosigkeit jedoch länger an, kann dies ein Zeichen für eine Grunderkrankung sein. Einige Beispiele für chronische Erkrankungen, auf welche der Körper mit Appetitlosigkeit reagieren kann, sind:

  • eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Nährstoffmangel, wie z.B. Zinkmangel
  • Herzinsuffizienz
  • bestimmte Krebsarten wie Dickdarm-, Eierstock-, Magen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Verdauungsstörungen wie das Reizdarmsyndrom oder entzündliche Darmerkrankungen
  • andere endokrine Störungen wie die Addison-Krankheit und das Cushing-Syndrom
  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung
  • Hepatitis
  • HIV
  • chronische Lebererkrankung
  • chronische Nierenerkrankung
  • Schwangerschaft

Medikamente

Medikamente können das Hungergefühl beeinflussen, den Geruchs- oder Geschmackssinn verändern oder Übelkeit verursachen. Diese Nebenwirkungen können das Interesse am Essen verringern.

Folgende Medikamente und medizinische Behandlungen können eine appetitmindernde Wirkung haben:

  • Antidepressiva
  • Antibiotika
  • Beruhigungsmittel
  • starke Schmerzmittel wie Codein und Morphin
  • bestimmte Schilddrüsenhormon-Medikamente
  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie
  • Immuntherapie

Alter

Der Appetit verändert sich bei den meisten Menschen mit dem Alter. Ein verminderter Appetit ist besonders häufig bei älteren Erwachsenen anzutreffen. Insbesondere Menschen, die in einem Pflegeheim wohnen oder im Krankenhaus untergebracht sind, haben einen reduzierten Appetit.

Den Appetit können bei älteren Menschen verschiedene Faktoren beeinflussen:

  • Physiologische altersbedingte Veränderungen:
    • Sinnesorgane (Geruch oder Geschmack)
    • Hormone
    • Verdauungssystem
    • häufiger auftretende chronische Krankheiten
  • Psychosoziale altersbedingte Faktoren:
    • Einsamkeit
    • psychische Erkrankungen wie Depressionen
  • Pharmakologische Faktoren:
    • Medikamente, die als Nebenwirkung den Appetit verringern können

Hausmittel zur Verbesserung des Appetits

Ist der Grund der Appetitlosigkeit bekannt, kann die Behebung dieser Ursache einen gesunden Appetit zurückbringen. Möglicherweise müssen Sie sich wegen körperlicher Beschwerden in ärztliche Behandlung begeben, einen Therapeuten aufsuchen oder mit Ihrem Arzt eine Anpassung von Art und Dosierung aktueller Medikamente besprechen.

Die nachfolgenden Massnahmen können Sie selbständig ergreifen, um Ihren Appetit wieder anzuregen. Leiden Sie jedoch unter anhaltender Appetitlosigkeit, sollten Sie als ersten Schritt einen Arzt aufsuchen.

Essgewohnheiten anpassen

Leiden Sie unter Appetitlosigkeit, kann es hilfreich für Sie sein, jeden Tag zu regelmässigen Zeiten zu essen. Empfinden Sie grössere Mahlzeiten als zu viel, können Sie versuchen, häufiger kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Auf diese Weise führen Sie Ihrem Körper genügend Kalorien und Nährstoffe zu, auch wenn sie keinen oder sehr geringen Hunger verspüren.

Des Weiteren können Sie Ihren Appetit mit folgenden Massnahmen anregen:

  • Essen mit Freunden: Eine Studie (2006) konnte aufzeigen, dass Menschen eher dazu neigen, mehr zu essen, wenn sie mit Freunden essen, als wenn sie allein essen. Die Ablenkung während einer Konversation kann vom Essen ablenken und die Nahrungsaufnahme anregen.
  • Essen Sie genussvolle Speisen: Ihr Interesse am Essen kann durch abwechslungsreiche und schmackhafte Mahlzeiten geweckt werden. Probieren Sie neue Rezepte aus oder kehren Sie zu alten Lieblingsgerichten zurück. Finden Sie ein Gleichgewicht zwischen genussvollen und nahrhaften Lebensmitteln, sollten sich diese nicht überschneiden.
  • Essen Sie weniger Ballaststoffe: Eine ballaststoffreiche Ernährung bringt zwar viele gesundheitliche Vorteile mit sich, da Ballaststoffe vor allem in vitamin- und mineralienreichen Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten sind. Eine ballaststoffreiche Ernährung wird jedoch mit Appetit und Gewichtsverlust in Verbindung gebracht. Wenn Sie von gewissen Ballaststoffen weniger zu sich nehmen, kann dies zu einem gesteigerten Hungergefühl beitragen.

Fällt es Ihnen schwer, genug zu essen, können Sie sich zudem auf gesunde, kalorienreiche Lebensmittel konzentrieren, wie beispielsweise:

  • Avocados
  • Süsskartoffeln
  • Nüsse
  • Nussbutter
  • Olivenöl
  • Mais
  • Kartoffeln
  • Emmentaler-Käse

Versuchen Sie, sich bereits zum Frühstück etwas kalorienreiches, schmackhaftes zuzubereiten. Das Auge isst mit, es darf schön angerichtet auf einem hübschen Teller, mit beispielsweise Zimt, einem appetitanregenden Gewürz, bestreut sein. Dies kann die Lust zum Essen weiter fördern.

Kräutertees können den Appetit ebenfalls anregen. Zu den appetitfördernden Kräutern zählen u.a. Rosmarin, Pfefferminze oder Wermuth. Drogerien können appetitanregende Teemischungen frisch zubereiten, fragen Sie danach.

Anpassungen des Lebensstils

Einer Appetitlosigkeit können Sie mit einfachen Änderungen in Ihrem Alltag entgegenwirken:

  • Regelmässiger Schlafrhythmus: Der zirkadiane Rhythmus des Körpers bestimmt den Schlaf-Wach-Rhythmus. Er reguliert jedoch auch den Appetit, so kann sich ein unregelmässiger Schlafrhythmus auch auf Ihr Hungergefühl auswirken. Versuchen Sie wenn möglich, jeden Tag zu den gleichen Zeiten schlafen zu gehen und aufzustehen.
  • Kühl bleiben: Warme Jahreszeiten, heisses Klima oder Sport können Ihren Körper überhitzen, was zu einem verringertem Appetit und einer verringerten Nahrungsaufnahme führen kann. Sollte Hitze ein Faktor sein, können Sie versuchen, kühl zu bleiben, indem Sie kühlende Getränke trinken, leichte und atmungsaktive Kleidung tragen und sich im Schatten oder in gekühlten Räumen aufhalten.
  • Sport: Bewegung kann sich auf die Plasmaspiegel appetitbeeinflussender Hormone auswirken. Studien über die Auswirkungen von Bewegung auf den Appetit haben jedoch zu gemischten Ergebnissen geführt. Treiben Sie so oder so massvoll Sport als Teil eines gesunden Lebensstils.

Nahrungsergänzung

Wenn Sie unter einem Nährstoffmangel leiden, kann die Zufuhr des betreffenden Nährstoffs über die Nahrung oder über die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels den Appetit verbessern. Bei einem Zinkmangel beispielsweise könnten Sie versuchen, Zink einzunehmen. Aufschluss über Nährstoffmängel gibt Ihnen ein Bluttest, den Sie bei Ihrem Arzt oder direkt in einem Labor machen lassen können.

Eine Studie (2013) ergab, dass die dreiwöchige Einnahme von Fischöl ein um 20% geringeres Sättigungsgefühl nach den Mahlzeiten auslöste. Eine Supplementierung mit Fischöl (Kapseln) könnte somit helfen, den Appetit anzuregen und das Verlangen nach Essen zu steigern.

Stressmanagement

Stress kann auf den Magen schlagen oder zu Heisshungerattacken führen. Bei beiden Fällen sollte der Ursache Stress auf den Grund gegangen werden. Bauen Sie in Ihren Alltag Entspannungseinheiten ein wie Yoga-Übungen, Meditation oder Spaziergänge in der Natur. Atmen Sie. Und lösen Sie sich von dem Glauben, dass Sie die einzige Person sind, die die Aufgabe bewältigen kann.

Wann Sie mit einem Arzt über Ihre Appetitlosigkeit sprechen sollten

Sprechen Sie mit einem Arzt über ein anhaltendes Desinteresse am Essen wenn Sie merken, dass es Ihnen schwerfällt, ausreichend zu essen. Erwähnen Sie gegebenenfalls alle weiteren neuen oder unerklärlichen Symptome, wie z.B.:

  • erheblicher oder ungewollter Gewichtsverlust
  • schnelles Völlegefühl nach dem Essen
  • Übelkeit
  • Magenschmerzen
  • Blut im Stuhl
  • Blähungen und Verdauungsstörungen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • dunkler Urin

Ihr Arzt wird die zugrunde liegende Ursache diagnostizieren können.

Ändern Sie nicht die Dosierung verschreibungspflichtiger Medikamente, die den Appetit beeinträchtigen, ohne vorher einen Arzt zu konsultieren.

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